Zwei Frauen, zwei Menschenschicksale, eigentlich sind sie sogar miteinander verwandt. Doch gerade das führt nicht zu dem, was man heute, fünf Jahrhunderte später, Solidarität oder Achtsamkeit nennen würde. Im Gegenteil. Beide haben ein Anrecht auf den Thron von England – und dahinter stehen politische Interessen, die die damalige Welt für weit wichtiger hielt als geschwisterliche Zuneigung. Wichtiger als Glück und Zufriedenheit. Wichtiger als Leben und Tod. Wichtiger als Frieden und Krieg. Damals ging es um den unversöhnlichen Streit von Katholizismus und Protestantismus. Also bekämpfen sich die beiden Schwestern, wobei sie beide jede Menge Verbündete haben, von denen einige den Kampf ebenso wenig überleben werden wie Maria Stuart selbst.
Schiller, für den „im Kreise der Geschichte die ganze moralische Welt“ liegt, schreibt beide Frauen als gescheitert. Maria, die alle Macht verliert, Elisabeth, die ihre Menschlichkeit aufgibt. Waren beide nichts weiter als „Politiker“? Wolfram Lotz schreibt in seinem Theatergedicht „Die Politiker“ darüber, welche Anstrengung es Menschen kostet, sich als Politiker zu inszenieren, und dabei der Mensch zu bleiben, der sie sein wollen. Er fragt, wie schnell es geht, dass Politiker anfangen, sich als Mensch zu inszenieren. Dieses Gedicht soll in der Inszenierung auch zur Sprache kommen und Marias Geschichte aus einem heutigen Blickwinkel erzählen.
Einführung
Zu ausgewählten Inszenierungen laden wir Sie zu einer Einführung in die Studiobühne ein. Eine halbe Stunde vor Stückbeginn geben wir Ihnen Einblicke in Inhalte und Hintergründe des Stoffes und seiner Umsetzung an unserem Haus.